· 

So nutzen Sie Informationen im Internet zu den Pflegegraden für Ihre Praxisanleitung

Autorin: Heike Jurgschat-Geer


Sie haben unsere Besprechungen zu den Informationsangeboten über Pflegegrade gelesen und fragen sich, ob und wie Sie die Texte und Videos in der praktischen Ausbildung nutzen können? Lesen Sie in diesem Beitrag meine Ideen und Anregungen dazu. 


Pflegegrade als Gegenstand der Ausbildung

Zur Zwischenprüfung am Ende des 2. Ausbildungsdrittel sollen die Auszubildenden über „grundlegendes Wissen zu rechtlichen Zuständigkeiten und unterschiedlichen Abrechnungssystemen für stationäre, teilstationäre und ambulante Pflegesektoren“ verfügen (IV.2.d Anlage 1, PflAPrV). Dazu sieht der Rahmenlehrplan in CE09 vor, dass in den ersten zwei Jahren Wissensgrundlagen zum Pflegebedürftigkeitsbegriff, dem Begutachtungsinstrument, den Begutachtungsrichtlinien und den Pflegegraden in der Schule theoretisch vermittelt werden. 

 

Für die praktische Ausbildung sieht der Rahmenausbildungsplan einen schrittweisen Kompetenzaufbau in den Kompetenzschwerpunkten II.2 und IV.2 vor. Ziel ist es, dass die Auszubildenden die Pflegeempfänger und ihre Bezugspersonen in einem Gespräch fachgerecht und individuell über sozialrechtliche Aspekte informieren können. Dazu werden für die Praxiseinsätze Aufgaben mit zunehmender Komplexität formuliert. Die Tabelle 1 zeigt, wie sich die Aufgaben voneinander unterscheiden und in ihren Anforderungen aufeinander aufbauen. 

Nachdem die Relevanz für die praktische Ausbildung und für die Kompetenzentwicklung klar ist, stellt sich die Frage, welche Situationen sich je nach Setting für die Ausbildung anbieten. 

Pflegesituationen mit Bezug zum Pflegegrad

Für das Thema Pflegegrade und Pflegebedürftigkeit bieten sich zum Lernen im ersten und zweiten Ausbildungsdrittel insbesondere die Einsätze in der Langzeitpflege an. In der ambulanten Pflege gibt es sowohl unter den zu versorgenden Patienten als auch im Kontext der Beratungsbesuche nach § 37 Absatz 3 SGB XI häufig Situationen, in denen Fragen zu den Pflegegraden und zum Verfahren zu beantworten sind. Erstgespräche haben regelhaft die weitere Versorgung in einem patientenorientierten Informationsgespräch zum Gegenstand. In der stationären Langzeitpflege ergeben sich Handlungsanlässe und Informationsbedarfe durch Höherstufungen im Kontext des Pflegegradmanagements der Einrichtung. Darüber hinaus ist die Anwendung des Begutachtungsinstruments fester Bestandteil des Pflegealltags. Im Vertiefungseinsatz können die erworbenen Kompetenzen im Krankenhaus im Kontext des Entlassungsmanagements eingebracht und erweitert werden. In der Langzeitpflege steht die Begleitung bei Widerspruchsverfahren als Handlungsanlass im Fokus. 

Abbildung 1: Jedes Setting bietet spezifische Pflegesituationen und Lerngelegenheiten
Abbildung 1: Jedes Setting bietet spezifische Pflegesituationen und Lerngelegenheiten

Nachdem wir uns einen Überblick über mögliche Lernsituationen verschafft haben, geht es im nächsten Abschnitt um den Nutzen der Internetangebote für die Gestaltung der Ausbildung. 

Informationen im Internet nutzen

Grundsätzlich hängt der Einsatz von Medien immer von den zuvor formulierten Lernzielen bzw. von den zu erwerbenden Kompetenzen und den dazu gewählten Methoden ab. Ich möchte dazu Anregungen und Möglichkeiten aufzeigen. 

 

Im Pflichteinsatz erstes Ausbildungsdrittel sollen die Auszubildenden die Fähigkeit erwerben, einfache Fragen fachgerecht zu beantworten. Möglicherweise haben sie bereits in der Schule zu den Pflegegraden etwas gehört, vielleicht aber auch nicht. Einfache Fragen wären zum Beispiel „Was ist ein Pflegegrad?“ oder „Wie stelle ich einen Antrag?“. Das Video von Kursana repräsentiert einfache Fragen und fachgerechte Antworten in einer verständlichen Sprache. Die Auszubildenden können sich mit diesem Video auseinandersetzen, um 

• ihr Vorwissen zu aktivieren

• sich Grundwissen zu erschließen

• das Video als ein Modell zu nutzen, um ein eigenes Bild von einer „fachgerechten Antwort“ zu entwickeln

Ergänzend und zur Vertiefung kann das Informationsangebot des BMG bearbeitet werden. In einem Rollenspiel können Praxisanleitende das Verständnis und die Anwendung mit den Auszubildenden überprüfen und üben bevor geplante oder situative Fragen der Pflegeempfänger von den Auszubildenden im Pflegealltag beantwortet werden. 

 

Im Pflichteinsatz zweites Ausbildungsdrittel sollen die Auszubildenden selbständig ihre Kenntnisse durch Recherche erweitern und ein geplantes Informationsgespräch führen. Praxisanleitende geben die Webseiten von Medicproof und von Compass den Auszubildenden als Informationsquelle für die selbständige Recherche zur Vorbereitung eines Informationsgespräches an. Sie besprechen die Arbeitsergebnisse und klären erkannte Missverständnisse oder Lücken. Anschließend führen die Auszubildenden das Informationsgespräch unter Anleitung durch und reflektieren abschließend ihren Lernprozess. 

 

Im Vertiefungseinsatz sollen die Auszubildenden Informationen verständlich und nachvollziehbar aufbereiten. Auszubildende recherchieren und bewerten Informationen zum Beispiel unter Nutzung unserer Kriterienliste und Besprechungsbeispiele. Sie vergleichen Angebote im Internet mit Blick auf die Inhalte und die Verständlichkeit und stellen gezielt Informationsmaterial zusammen oder erstellen eigenes Informationsmaterial. Dabei überlegen sie, ob das Material als Vorabinformation, als Visualisierung während des Informationsgesprächs oder als Handreichung im Nachgang des Informationsgesprächs genutzt werden soll. Nach Durchführung des Informationsgesprächs evaluieren sie die eingesetzten Materialien. 

Quellen und Arbeitshilfen

Fachkommission nach § 53 PflBG (2019): Rahmenpläne der Fachkommission nach § 53 PflBG. Rahmenlehrpläne für den theoretischen und praktischen Unterricht. Rahmenausbildungsplan für die praktische Ausbildung. Abrufbar im Internet.

Download
Tabellarischer Überblick der Aufgaben mit Bezug zu Pflegegraden und sozialrechtlichen Aspekten
Für Ihre eigene Arbeit können Sie sich die oben im Beitrag aufgeführte Tabelle hier herunterladen.
Tabellarischer Überblick.pdf
Adobe Acrobat Dokument 39.8 KB

Kommentar schreiben

Kommentare: 0